Andy Warhol war einer der ersten Künstler, die in den Siebziger-Jahren ein Druckverfahren ausprobierten und nutzten, um kreative Ideen technisch umzusetzen, welches bis dahin eher im rein kommerziellen Bereich genutzt wurde. Der Siebdruck erlaubte Warhol & Co. das Erzeugen von Bildern, wie sie bis dahin nie zu sehen gewesen waren. So die allgemeine Überlieferung.

Tatsächlich stimmt das nicht ganz, wenn es auch nicht wirklich falsch ist. Schablonendrucke sind schon aus dem 18. Jahrhundert überliefert, entstanden in Japan und vermutlich auch in China gebräuchlich, und beinahe aus der selben Zeit, in der der Siebdruck in seiner modernen Form entstanden ist, gab es mit dem in Frankreich entwickelten Pochoir-Verfahren eine Drucktechnik, die dem Siebdruck nicht unähnlich war, letztlich aber wie die japanische Technik ein reiner Schablonen-Druck war, der mit dem, was wir heute unter Sieb-Druck verstehn, wenig bis nichts zu tun hat. Fakt ist, dass der Sieb-Druck als vierte im Lauf der Jahrhunderte entwickelte Drucktechnik anzusehen ist. Die ältesten waren der Hochdruck (beispielsweise mit Holz- und später Blei-Lettern; Stichwort: Guttenberg) und danach der Tiefdruck. Im ersten Fall drucken hochstehende Flächen, und die tieferliegenden bleiben farb-frei. Im zweiten Fall (Radierung) ist es umgekehrt. Erst später schlossen sich Flachdruck-Verfahren wie die Lithographie (Steindruck) und das dann nicht allzu lange darauf entstandene Offset-Verfahren an.

Technisch funktioniert der Sieb-Druck scheinbar ziemlich einfach. Die jeweilige Farbe wird durch ein feinmaschiges Sieb auf den zu bedruckenden Untergrund gedrückt, wozu eine im Allgemeinen aus Gummi bestehende Rakel benutzt wird. Eine Rakel ist eine Art Schaber, der die Farbe vor sich her über das Sieb schiebt.

Wie gedanklich leicht nachzuvollziehen ist, spielt es für das Druckergebnis eine große Rolle, wie engmaschig das verwendete Gewebe ist, und wie dick davon abgesehen die Fäden dieses Gewebes sind. Eine Rolle spielt auch, aus was für Material es besteht, und schließlich ist auch die Art der Farbe für das Druckergebnis maßgeblich.

Wenn eine Druckerei Siebdruck benutzt, hat sie damit ein Gestaltungsmittel, das ihr eine Fülle von Möglichkeiten eröffnet: Sie kann unter anderem eine Vielzahl von Materialien bedrucken. Das liegt beispielsweise daran, dass der zu bedruckende Gegenstand nicht plan, also eben und glatt sein muss wie ein Blatt Papier. Tassen lassen sich ebenso bedrucken wie Textilien, so dass sich auch folgerichtig der Textildruck dieser Technik bedient. Durch das Zusammenspiel von Gewebestruktur und -stärke und der Farbart ergibt sich eine große Variationsbreite und eine im Vergleich zu anderen Druckverfahren hohe Farbdichte. Zum Einsatz kommen häufig Farben, die komplett wetterfest sind, so dass sich diese Drucktechnik besonders gut für den Außenbereich eignet. So verwundert es nicht, dass Sieb-Druck neben dem Textildruck häufig für Werbezwecke, für die Gestaltung von Werbeschildern und Ähnlichem eingesetzt wird. Anscheinend haben dafür amerikanische Schildermaler den Anstoß gegeben, die sich als Erste in großem Umfang dieser Art zu drucken bedienten. Einer der Ersten, der spezielle ölbasierte Farben entwickelte und vertrieb, war dagegen ein Deutscher namens Hermann Pröll, der 1926 die Produktion solcher Farben aufnahm, die bald breite Kundenkreise erreichten. Als bevorzugtes Material für das Druck-Gewebe hat sich früh die vorzugsweise in Europa, anfangs besonders in der Schweiz, hergestellte Seiden-Gaze durchgesetzt, die bis heute verwendet wird.

Vorteile der Siebdrucktechnik:
Einige der Vorteile der Siebdruckerei sind damit schon angerissen. Hinzu kommt eine große Flexibilität hinsichtlich der Durckformate. Das können wenige Zentimeter in Länge und Breite sein, aber Siebdrucke können auch mehrere Meter lang und breit sein. Es muss “nur” ein entsprechend großer Rahmen hergestellt werden. Auf den werden heute im Allgemeinen Schablonen fototechnisch aufgetragen, im Gegensatz zu früher, als das Druckgewebe noch von Hand hergerichtet werden musste. Bei Künstlerdrucken ist das aber auch heute noch gelegentlich der Fall. Auch das: die Tatsache, dass Schablonen auf unterschiedliche Art hergestellt werden können, zeigt die Flexibilität dieser Drucktechnik. Zu seinen Pluspunkten gehört auch, dass im Sieb-Druck Farbarten eingesetzt werden können, die zum Beispiel Leucht-Effekte erzeugen, oder andere, deren Einsatz bei anderen Druckarten sinnlos und teils unmöglich wäre. Dem Sieb und der darauf aufgebrachten Schablone ist es egal, was da durchgedrückt wird. Wenn eine Druckerei Siebdruck im Programm hat, ist davon auszugehen, dass sie auf hohe Auflagen spezialisiert ist, weil er sich dafür besonders eignet. Die Tatsache, dass es nur wenige Materialien und Gegenstände gibt, die nicht per Sieb-Druck bedruckt werden können, macht diese Technik bis heute und sicher auch in Zukunft buchstäblich unverzichtbar, wenngleich sich mit dem Digitaldruck eine gewisse Konkurrenz entwickelt hat.
Nachteile des Siebdrucks

Wie immer im Leben gibt es auch hier nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile. Einer ist oben schon kurz angerissen: Kleine oder Kleinstauflagen haben bei dieser Technik kaum einen Sinn. Dafür wäre der Aufwand für die Herstellung der Schablonen und für die Einrichtung der Maschinen unrentabel. Bei Künstlerdrucken mag das anders sein. Da spielt der Preis unter Umständen eine untergeordnete Rolle. In einem Punkt ist der Sieb-Druck allerdings klar im Nachteil gegenüber allen anderen Drucktechniken: Er ermöglicht keine Farbverläufe. Pro Druckdurgang kann ja nur eine einzige Farbe eingesetzt werden, so dass allenfalls mehrere Farben aufeinander gedruckt werden können. Billianz und Beständigkeit der Siebdruckfarben sind unvergleichlich, aber – beispielsweise – einen schimmernden Übergang vom Rot eines Sonnenuntergangs über das zunehmende Blau des nächtlichen Himmels bis zur nach und nach einsetzenden Schwärze der Nacht – das geht mit einem Sieb-Druck nicht. Ein weiterer Nachteil des Siebdruckerei ist, dass damit keine feinen Linien dargestellt werden können, weil ja, vereinfacht ausgedrückt, ständig die Knoten des Gewebes den Farbverlauf unterbrechen. Ein im Sieb-Druck hergestelltes “Bild” wird also immer eine gewisse Körnigkeit aufweisen.
In vielen Fällen ist Sieb-Druck “das” richtige Mittel
Nicht nur im Textildruck, der sich bei kleineren Auflagen auch gelegentlich anderer Verfahren bedient, sondern in vielen Bereichen ist der Sieb-Druck “das” richtige Mittel. Von kleinen Werbegeschenken bis hin zu riesigen Baustellen- oder Verkehrsschildern ist diese Technik durch keine andere ersetzbar.

Siebdruck im MediaComplex
Siebdruck manuell
Siebdruck MediaComplex